Die christliche Trauung

Die Ehe
Die ersten Christen kannten die Ehe sowohl in römischer und jüdischer Kultur. Sie war eine Übereinkunft, die Sicherheit gab. Sie gab einen sozialen Schutzraum. Jesu Betonung der Unauflöslichkeit der Ehe betont diesen Schutz vor allem für die Frau: „Der Mann soll seine Frau nicht entlassen!“ Andersrum war das damals nicht denkbar.
Grundlage für eine Ehe ist allgemein die Übereinkunft der Partner, auf Dauer miteinander zu leben. Ihre Gestaltung und die rechtlichen Bedingungen waren und sind abhängig vom kulturellen Umfeld.

Die Trauung
Kirchliche Trauungen gibt es erst relativ spät in der Kirchengeschichte. Im Mittelalter wird die Ehe Sakrament und ist nur mit priesterlichem Segen gültig.
In der Reformation ist die Ehe ein hohes Gut, aber deren Gültigkeit nicht abhängig vom Segen. Dass die Ehe erst mit kirchlichem Segen als gültig anerkannt wird (wie in der katholischen Kirche), entwickelt sich erst später.

Heute ist in der evangelischen Kirche die Trauung im Grunde ein Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung. Wer getraut wird, ist schon verheiratet. Von daher wäre ein „Nein“ auf die Traufrage vorm Altar zu spät und folgenlos – jedenfalls rechtlich. Dennoch ist die Frage am Altar nicht einfach eine Wiederholung der Formulierung im Standesamt. Denn in der Traufrage (die vom Ehepaar auch als Versprechen formuliert werden kann) versprechen sich die Eheleute, ihre Ehe „nach Gottes Gebot und Verheißung“ zu führen. Sie versprechen also in der Kirche nicht nur, dass sie beieinander bleiben wollen, sondern auch, wie sie das tun wollen: in der Verantwortung vor Gott und nach dem Vorbild seiner Barmherzigkeit.

Die Liebe
Thema des Traugottesdienstes ist heute vor allem die Liebe. Das entspricht der Überzeugung, dass die Liebe Grundlage der Ehe ist. Das war nicht immer so. In biblischen Zeiten spielte die Liebe für die Ehe keine wichtige Rolle. Sie wird biblisch in diesem Zusammenhang auch nie erwähnt. Alle Trausprüche zu diesem Thema wenden die Aufforderung zur Liebe aller Menschen untereinander auf die besondere Lebensform der Ehe an. Das hat insofern sein Recht, als die Lebensgemeinschaft von Mann und Frau auf Dauer ein besonderer Bewährungs- und Erlebnisraum der Liebe ist.
Der Verweis auf die Liebe, wie sie in der Bibel angesprochen und betont wird, ist darum in der Trauung nicht nur Bestätigung, sondern auch Korrektiv. Der Bezug auf die von Gott geschenkte und zwischenmenschlich zu gestaltende Liebe schützt vor ihrer Verklärung und damit vor einer Überhöhung, die in aller Regel dem Alltag dieser Welt nicht standhält.
Biblisch meint die Liebe nicht nur das Gefühl, das ich für diesen einen Menschen habe. Sie meint auch die verantwortliche Gestaltung nach dem Vorbild der Liebe, die Gott uns gegenüber ausgedrückt hat und mit der er uns (jeden!) begleitet. Das ist eine der Zusagen des Trausegens.

Der Segen
Gott begleitet dieses Paar mit Zuneigung und gnädiger Zuwendung - jeden einzeln und die eheliche Gemeinschaft.
Er ist es, der Liebe möglich macht. Eine Liebe, die mehr ist als Verliebtheit. Eine Liebe, die auch dann gestaltet werden kann, wenn die Intensität meiner Liebe zum Partner nachlässt. Wenn mich Konflikte immer mehr Kritisches am Partner sehen lassen, dann erinnert mich der Segen daran, dass dieser Mensch mit seinen Stärken und Schwächen einmal meine Liebe entfacht hat und dass Gott ihn jetzt liebt – und zwar auch mit seinen Fehlern.
Der Segen mahnt damit auch an mein Versprechen, beim Partner zu sein „in guten und in schlechten Tagen bis der Tod euch scheidet“. Denn so entsprechen wir Gott, der will, dass alle Menschen in ihrer Sehnsucht nach erfülltem Leben unterstützt werden.
Der Segen erinnert daran, dass Liebe geschenkt ist. „Was Gott zusammengefügt hat“ lautet die Formulierung, die in vielen Trauungen gesprochen wird, wenn das Paar die Hände ineinander legt. Sie ist nicht im Sinne von Vorherbestimmung gemeint. Sondern gemeint ist: es ist ein Geschenk, dass ich diesen Menschen gefunden habe, der zu mir passt und mein Leben bereichert. Unsere Liebe und unsere Gemeinschaft ist nicht Ergebnis eigener Leistung. Manchmal wird das besonders deutlich, wenn Paare davon erzählen können, welch großer „Zufall“ es gewesen ist, dass sie sich überhaupt kennen gelernt haben.
Der Segen der Trauung gibt einen Schutzraum, in dem die Liebe in guten und in schweren Zeiten gestaltet werden kann in einer Welt und unter Umständen, die eine Partnerschaft immer wieder gefährden.
Der Segen Gottes gilt, aber er will auch angenommen sein. Gott ist da, um zu helfen, aber das befreit nicht von eigenem Tun. Die Liebe ist Geschenk, aber sie muss auch gestaltet und erhalten werden. Dazu ist „Gottes Gebot und Verheißung" eine wichtige Hilfe.
Dabei zu helfen ist unter anderem auch Aufgabe der Gemeinde. Deshalb wird eine Trauung im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde bekannt gegeben und um deren Fürbitte für das Paar gebeten.

Der Gottesdienst
Der Traugottesdienst hat eine eigene Ordnung, in der das Wort Gottes, die Traufrage vor Gott und der Segen Gottes ihren festen Platz haben. Aber weil eine Trauung eben auch ein sehr persönliches Ereignis ist, wird ihr Ablauf mit dem Paar in einem Traugespräch besprochen. Dabei werden Gestaltungswünsche gerne aufgenommen. Das betrifft z.B. die Auswahl der Lieder und des Trauspruches. Auch eine Mitwirkung bei den Gebeten vom Ehepaar oder deren Freunden und Verwandten ist sinnvoll und erwünscht.

Kontakt
Ansprechpartner für den Wunsch nach einer Trauung ist der Gemeindepastor oder die Gemeindepastorin. Man kann sich allerdings auch in einer Kirche einer anderen Gemeinde trauen lassen. Dann muss man mit dem zuständigen Gemeindepfarramt Kontakt aufnehmen. Es wird dann auch zu klären sein, ob der eigene Gemeindepastor die Trauung vollziehen soll oder eine andere Pastorin. Ihr Gemeindebüro hilft bei diesen Fragen gern weiter. Kontaktdaten finden sie auf dieser Homepage unter „Gemeinden“.